Spermidin gegen Corona?
Jüngsten Medienberichten zufolge ergaben Studien, dass Spermidin im Kampf gegen Corona eine Rolle spielen könnte.
So berichteten Zeitungen wie die NÖN (Spermidin schützt Zellen vor Corona-Viren) und der Grazer (Dank Grazer Forschungen: Neue Studie besagt Spermidin hilft gegen Corona) von neuen Studienergebnissen über das biogene Polyamin Spermidin. Doch was ist dran an dieses Berichten?
Was ist Spermidin?
Spermidin ist ein Naturstoff, der zu den sogenannten Polyaminen zählt. Seinen Namen erhielt es, aufgrund seines ersten Fundorts: der Samenflüssigkeit.(entdeckt in den 1970ern) Heute weiß man, dass sich der wertvolle Vitalstoff nicht nur auf Männer beschränkt, sondern in allen Lebewesen und Körperzellen zu finden ist. Denn Spermidin kommt sogar in pflanzlichen Lebensmitteln wie Pilzen oder Hülsenfrüchten vor. (hier aber nur in geringen Mengen)
Welche Aufgabe hat Spermidin in unserem Körper?
Spermidin regt den Selbstreinigungsprozess der Zellen an, unterstützt das Zellwachstum und trägt zu einer normalen Zellfunktion bei.. Je älter wir werden, desto niedriger ist der Spermidingehalt in unseren Zellen. Die Zellvitalität sinkt und das Risiko für altersbedingte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz steigt. Altersforscher vermuten, dass Spermidin die natürliche Zellalterung verzögern und so vor altersbedingten Erkrankungen schützten kann.
Spermidin kann den Regenerations- und Reinigungsprozess auslösen (Autophagie).
Spermidin reinigt die Zellen
Eine Arbeitsgruppe rund um den Molekularbiologen Franz Madeo von der Karl-Franzens-Universität Graz sorgte 2009 für internationales Aufsehen: Sie konnte zeigen, dass Spermidin den Prozess des „Sich selbst Fressens“ in Zellen auslösen kann. (wie bei einer Fastenkur) Demnach verdauen Zellen, die einen Nahrungsmangel verspüren, alles, was in der Zelle entbehrlich ist. So werden auch Schadstoffe verdaut und der Zelle als Energie wieder zur Verfügung gestellt.
Spermidin und Corona
Charité Berlin/UNiversität Graz
Ein Wissenschaftsteam um Christian Drosten und Marcel Müller haben die Gabe von Spermidin als möglichen Angriffspunkt für die Bekämpfung des SARS-CoV2 Virus (SARS2 bzw. auch COVID-19 genannt) identifiziert. Die Ergebnisse wurden als Preprint bei BioRxiv publiziert. (Bioarchives publiziert präliminäre Daten, die noch nicht von der Wissenschaftscommunity begutachtet wurden)
Die Wissenschaftler konnten in einer Reihe von Experimenten zeigen, dass das Coronavirus den Prozess der Autophagie drosselt, um sich vermehren zu können. Spermidin könnte in seiner Funktion als Motor dieses Prozesses, der Ausbreitung der Viren im Körper entgegenwirken. Als die Forscher Spermidin zu den infizierten Zellenkulturen gaben, wurde die Virusvermehrung um rund 85% gesenkt.
Diese Ergebnisse sind vielversprechend. Die vollständige Veröffentlichung dieser Studien steht aber noch aus.
Forschungen in Oxford:
Frühere Arbeiten von Prof. Katharina Simon haben gezeigt, dass Spermidin die Immunfunktion stärkt. So könnte Spermidin zweifach gegen Coronaviren wirken: Erstens durch Hemmung der Virusvermehrung (vor allem die antivirale Immunantwort durch sogenannte T-Zellen) und durch Stärkung des Immunzellpools.https://elifesciences.org/articles/03706
In diesen Lebensmitteln ist Spermidin enthalten:
Vor allem Weizenkeime im Rohzustand enthalten größere Mengen. (0,35 – 0,4 mg/g) Auch in Nüssen, Mango, Äpfel und Käse sind geringe Mengen von Spermidin enthalten.
In gekochtem Zustand findet sich die höchste Konzentration in Kräuterseitlingen (02 mg/g) , aber auch in Brokkoli, Erbsen, Innereien, Knoblauch oder Spinat ist Spermidin enthalten.
Die größte Menge Spermidin findet sich übrigens, wie der Name schon vermuten lässt, in der Samenflüssigkeit. Man möge mit dieser Info verfahren wie man möchte… ;-)
Auch über Nahrungsergänzungsmittel kann Spermidin zugeführt werden.