Ginkgo Biloba Extrakt und Antioxidantien bei Tinnitus – eine Studie
Ginkgo wird seit mehr als hundert Jahren in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) verwendet. Der Extrakt dieser Pflanze trägt zu einer normalen Durchblutung sowie zur normalen kognitiven Funktion bei, weshalb er gerne bei Konzentrations- oder Durchblutungsstörungen empfohlen wird. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir eine Studie näher, die sich mit der positiven Wirkung von Ginkgo Biloba Extrakt (GBE) bei Tinnitus (Ohrklingeln) beschäftigt.
Tinnitus – Symptome und Ursachen
Das Häufigste Symptom von Tinnitus ist ein anhaltendes Ohrengeräusch. Hierbei kann es sich um Klingeln, Zischen, Piepen oder Summen handeln. Dieses Geräusch kann entweder in einem oder auch in beiden Ohren auftreten und variiert auch in der Lautstärke. In seltenen Fällen wird das Geräusch “in Kopf” wahrgenommen, kann also nicht eindeutig lokalisiert werden. Mögliche Folgen einer Tinnitus-Erkrankung sind Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Gehörverlust, Schwindel, Kopfschmerzen und Verspannungen.
Die Auslöser dieser Symptomatik sind ebenso vielfältig wie die Symptome selbst:
- Schädigung des Innenohrs durch laute Geräusche, Verletzungen oder natürliche Alterungsprozesse
- Erkrankungen des Mittelohrs
- Schädigung oder Überlastung der Höhrnerven
- Fehlverarbeitung im Gehirn
- Gefäßbedingte Ursachen wie Durchblutungsstörungen
- oxidativer Stress
- Probleme mit dem Kiefergelenk
- Medikamente-Nebenwirkung
Ginkgo-Extrakt bei Tinitus – die Studie
Im Jänner 2023 veröffentlichten Bhushan Chauhan, Shantanu Arya, und Komal Chauhan eine Studie mit dem Titel: Ginkgo biloba Administered Singly and Combined With Antioxidants in Tinnitus Patients.
Ausgangssituation:
Extrakte aus Ginkgo biloba werden in der traditionellen chinesischen Medizin schon lange für verschiedene Behandlungen verwendet. Die enthaltenen Phytokonstituenten wie Flavonoide und Terpenoide sind für die therapeutischen Wirkungen verantwortlich.
In bisherigen klinischen Studien wurden leichte bis schwere Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Blutungen, Hautallergien und Krampfanfälle berichtet, aber es wurden keine chronischen Auswirkungen bei der Supplementierung beobachtet.
Vorherige Studien haben außerdem gezeigt, dass oxidativer Stress eine Hauptursache für Tinnitus ist. Ein Ungleichgewicht zwischen Oxidantien und Antioxidantien führt zu erhöhter Produktion freier Radikale, was neurotoxische Effekte und Entzündungen verursacht, die den Tinnitus verschlimmern können.
Die Einnahme von Antioxidantien über die Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel hat sich als wirksam erwiesen, um die Tinnitus-Symptome zu lindern.
Bisher wurden ausschließlich Studien entweder über die Wirkung von Antioxidantien bei Tinnitus oder aber die Wirkung von Ginkgo bei Tinnitus durchgeführt. Eine Studie über die Wirksamkeit einer Kombination aus beiden gab es bisher nicht.
Studiendesign
Durchgeführt wurde eine prospektive, offene, randomisierte, kontrollierte Placebo-Studie.
Die Studie umfasste eine 2-wöchige Screening-Phase, gefolgt von einer 12-wöchigen Behandlungsphase und einer 2-wöchigen Nachbeobachtung. Der HNO-Arzt klärte die Patienten über das Ziel der Studie, die angewandte Methodik, den wahrscheinlichen Nutzen und die potenziellen Risiken der Studie auf. Die Informationsbroschüre über die Studie wurde jedem der ausgewählten Patienten zusammen mit der Einverständniserklärung ausgehändigt. Die Besuche wurden in regelmäßigen Abständen (0, 4, 8, 12 Wochen) angesetzt, gefolgt von einer 2-wöchigen Nachbeobachtung bei etwaigen Beschwerden.
69 Patienten (41mämmlich, 28weiblich) im Alter zwischen 40 und 70 Jahren wurden nach Zufallsprinzip in zwei Behandlungsgruppen und eine Placebogruppe aufgeteilt.
Die Placebogruppe (T0) erhielt Stärkekapseln als Nahrungsergänzung. Die Behandlungsgruppen hingegen erhielten Ginkgo Biloba (60 mg zweimal täglich) einzeln (T1) und in Kombination mit Antioxidantien (T2). Folgende Antioxidantien kamen zum Einsatz: Betacarotine, Vitamin C, Vitamin E und Selen)
Nach der Behandlung wurden bei jedem Besuch jeweils der Tinnitus Handicap Index (THI), der Visual Analogue Score (VAS) und die Short Form 36 (SF-36) Health Scores ermittelt.
Health Scores Erklärung
Tinnitus Handicap Index (THI): Selbstauskunftsbogen mit 25 Fragepunkten zur Ermittlung des Schweregrads des Tinnitus
Visual Analogue Score (VAS): Schmerzbewertungsskala um die Intensität und Häufigkeit von Symptomen zu messen
Short Form 36 (SF-36): validierter Fragebogen der in verschiedenen medizinischen Bereichen zur Ermittlung des Gesundheitszustands verwendet wird
Studienergebnisse
Die zusätzliche Gabe von Ginkgo biloba zusammen mit Antioxidantien führte zu einer deutlichen Verbesserung (p<0,05) der THI- und VAS-Werte nach der Behandlung in der T2-Gruppe im Vergleich zu den Werten in den Gruppen T1 und T0. Der größte prozentuale Unterschied (p<0,05) wurde bei den THI- (-36 %) und VAS-Werten (-22,6 %) vor und nach der Behandlung bei den T2-Patienten beobachtet. Auch die SF-36-Werte verbesserten sich in der T2-Gruppe bei verschiedenen Parametern signifikant (p<0,05).
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ginkgo biloba zusammen mit Antioxidantien zu einer deutlichen Verbesserung der THI-, VAS- und SF-36-Bewertungen führte. Eine Kombination von Ginkgo mit Antioxidantien kann eine vielversprechende Therapie zur Verbesserung von Tinnitus darstellen. Weiter Studien zur Bewertung des Mechanismus des Duos auf molekularer Ebene sollten jedoch durchgeführt werden.