Autophagie – wie Zellen sich selbst reinigen
Autophagie wird auch als “körpereigene Müllabfuhr” bezeichnet. Bestimmte Lebensgewohnheiten beeinflussen und aktivieren die Zellreinigung, wodurch das Immunsystem gestärkt und die Lebensspanne verlängert werden kann. Was bei der Autophagie in der Zelle passiert und wie du diesen Prozess unterstützen kannst, erfährst du hier.
Was ist Autophagie?
Das körpereigene “Recyclingprogramm” baut beschädigte Zellbestandteile sowie Krankheitserreger ab und verwertet diese. Dieser Vorgang wird “Autophagie” genannt. Er dient der Reinigung des Körpers von geschädigten Zellen und ermöglicht es so, gesund zu bleiben.
Die Autophagie reguliert die zelluläre Alterung und Immunabwehr, kann vor Krebs schützen und verhindert das Absterben von Zellen in bestimmtem Körperregionen. Somit spielt dieser Prozess auch eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Krankheiten wie Autoimmunkrankheiten, Leberkrankheiten und Diabetes und bekämpft Viren und Krankheitserreger, die Infekte auslösen.
Verwertung von “Zellmüll”
Die im Prozess der Autophagie entstehenden “Autophagosomen” sind kleine Zellorganellen, die unbrauchbare Zellbestandteile wie fehlerhafte Proteine aufnehmen. Nach diesem Vorgang verschmelzen die Autophagosomen mit den Lysosomen, die Verdauungsenzyme enthalten. So kann der Zellmüll endgültig abgebaut und als Nährstoff oder Baustoff neuer Zellen wiederverwertet werden.
Als Autophagie bezeichnet man die “Selbstverdauung” der Zelle. Sie dient der Zellverjüngung und Lebenserhaltung.
Wie kannst du die Zellreinigung unterstützen?
Die Autophagie ist zwar grundsätzlich immer aktiv, wird aber durch positiven Stress aktiv angeregt. Mit zunehmendem Alter nimmt die Aktivität der Zellerneuerung ab. Glücklicherweise können einige Methoden positive Stresssituationen herbeiführen und so die Selbstreinigung ankurbeln.
Sport:
Sport und Bewegung regen die Glykogen- und Fettspeicher an, mehr Energie freizusetzen, damit der Körper leistungsfähig bleibt. Der Körper wird durch den Sport in eine Art Stresszustand versetzt und die Autophagie wird angeregt.
Ernährung (Sirtfoods):
Es gibt zahlreiche Lebensmittel, die durch ihre Inhaltsstoffe sowohl Stoffwechsel als auch Alterungsprozesse der Zelle beeinflussen können. Besonders reich an solchen Sirtuin-Aktivatoren sind:
- Kurkuma
- Heidelbeeren (Blaubeeren), Erdbeeren
- Datteln
- Grünkohl, Rucola
- Walnüsse
- dunkle Schokolade (mindestens 85 Prozent Kakaoanteil)
- Buchweizen
- Soja
- Petersilie
- natives Olivenöl
- Grüntee, Kaffee,
- Rotwein
- Zwiebeln, Chili und Rucola
Es gibt sogar eine eigene Sirtfood-Diät, bei der der Fokus außerdem auf einer Kalorienreduktion liegt. Die Sirtuine und die reduzierte Zufuhr von Kalorien soll die Autophagie aktivieren.
Fasten:
Das Fasten gilt als einer der stärksten Aktivatoren der Autophagie, da der Körper seine Zellreinigung ab 12 Stunden ohne Nahrung verstärkt. Nach zwei bis drei Tagen erreicht diese dann ihren Höhepunkt. Da so eine lange Fastenzeit für viele von uns nicht durchführbar ist, wurde das System des Intervallfastens entwickelt. Dabei wird “nur” 12 bis 16 Stunden nichts gegessen. Auch die Wissenschaft bestätigt, dass nach 12 Stunden ohne Nahrung Zellreinigungsprozesse und auch Wachstumshormone aktiviert werden.
Naturstoffe
Spermidin, Resveratrol und OPC gelten derzeit als vielversprechende Naturstoffe im Bereich der Autophagie. In einer Studie aus 2016 wurde erkannt, dass eine erhöhte Aufnahme von Spermidin über die Nahrung einen Zusammenhang mit der geringeren Wahrscheinlichkeit für Tod durch Herzerkrankungen zeigt.
Spermidin gilt schon sehr lange als Anti-Aging-Stoff. Auch das Wissenschaftlerteam rund um Professor Frank Madeo (Altersforscher und Molekularbiologe an der Uni Graz) interessiert sich für dieses Phänomen. Die erste Studie zur lebensverlängernden Wirkung des Spermidins erschien bereits im Jahr 2009. Hier wurde festgestellt, dass die Konzentration an Spermidin im Alter abnimmt, was einen Zusammenhang mit dem verfall der Zellen zu haben scheint.
“Menschen die sehr alt werden, sind randvoll mit Spermidin. ”
Professor F. Madeo
Bei Resveratrol konnte in Studien ebenfalls nachgewiesen werden, dass autophagische Prozesse in der Zelle angestoßen werden. Auch ein Zusammenhang von Resveratrol und der Vorbeugung gegen die Alzheimer-Krankheit wurde belegt.
Darm reinigen
Darmreinigungskuren mit Tees, Säften oder natürlichen Substanzen können die Autophargie ebenfalls unterstützen.
Was passiert, wenn die Autophagie gestört ist?
Der Zusammenhang zwischen nicht funktionierender Autophagie und Krankheitheiten sowie beschleunigten Alterungsprozessen wird zunehmend durch Studien verdeutlicht. Mutationen oder Funktionsverlust wichtiger Autophagie-Gene scheinen Krankheiten wie Krebs, Herzkrankheiten, Autoimmunerkrankungen oder Diabetes zu begünstigen.
Auch Alzheimer oder Parkinson dürften von verklumpten Proteinen im Gehirn hervorgerufen werden. Grund hierfür ist ein Defekt in der Autophagie, der den Abbau fehlerhafter Proteine verhindert. Bei Krebs spielen falsch programmierte Zellen ebenfalls eine große Rolle.
Fazit:
Autophagie ist nicht nur ein körpereigenes Anti-Aging-System, es hilft auch dabei, Zellen zu recyceln. Durch bestimmte Lebensmittelinhaltsstoffe kann dieser Selbstreinigungsprozess aktiviert und gefördert werden. Dazu zählen vor allem Spermidin, Resveratrol und Nahrungsmittel, die Sirtuin aktivieren.
Längeres Fasten stimuliert diesen Prozess. Das Intervallfasten kann hierfür als perfekte Grundlage dienen.
Durch Defekte im Prozess der Autophagie kommt es vermehrt zu mutierten und fehlerhaften Proteinen, was die Entstehung verschiedener Krankheiten begünstigt.
Wissenschaft und Studien:
Autophagie und Krankheitsentstehung: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2696814/
Autophagie: zelluläre und molekulare Mechanismen: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20225336/
Spermidin, Resveratrol und Autophagie: https://rupress.org/jcb/article/192/4/615/36371